Dienstag, 8. April 2014

Geduld

Wenn man eins in diesem Land braucht, dann ist es Geduld. Sowohl in der Freizeit, als auch im Job.

Gestern Abend hab ich z.B. versucht, eine Kugel Schokoladeneis in einer Eisdiele zu erstehen. Das kann dann schon mal ne halbe Stunde dauern... Erst steht man an der Kasse an. Dort zahlt man seine Kugel Eis und kriegt einen Kassenzettel. Dann stellt man sich am Tresen an. Blöd wenn vor einem ein Brasilianer steht (was eigentlich IMMER der Fall ist). Denn man kann die Eissorten probieren, bevor man sich entscheidet, und das tun auch die Leute, die sich verständlich machen können. Also werden 5 Sorten probiert und mit Verkäuferin und Familie durchdiskutiert. Dann stellt man fest: Ups, ich muß ja erst zahlen! Joa... die anderen warten halt in der Zwischenzeit...

Auch im Job ist es z.B. noch lange kein Grund anzurufen, nur weil man mal ne halbe Stunde zu spät zu nem Termin kommt. Da ist auch noch keiner nervös, das ist normal. Wenn man dann endlich anfängt, werden erstmal jede Menge Freundlichkeiten ausgetauscht bis man zum Thema kommt. Und dann kann man natürlich jederzeit abschweifen. Das ist für uns schwierig zu beherrschen, weil wir ja nix verstehen. Wenn also unser Übersetzer nicht eingreift, sitzt man da auch mal ne Viertelstunde, versteht nix, und kriegt dann zu hören: Sorry, wie war die Frage nochmal? Super... wo ich doch eh so ein geduldiger Mensch bin!

Lange Rede, kurzer Sinn: Heute hatten wir also doch endlich irgendwann unser Review-Meeting.

Wie erwartet kamen keinerlei Anmerkungen. Keine Ahnung, ob irgendwer das Dokument wirklich gelesen hat, aber allen gefällt es total gut! Wir haben z.B. aufgeführt bzw. uns ausgedacht, welche Skills die Mitarbeiter des Business Incubators haben müssen. Eine Liste mit 20 - 30 Fähigkeiten, von Office-Kenntnissen über Gewinnmaximierung zu Projektmanagement. Keine Anmerkung der Mitarbeiter dazu. Julius fragte, ob wir was vergessen hätten. Nein. Ich fragte, ob etwas zu viel ist. Auch nicht. Wir haben also das Wunder einer absolut genauen Punktlandung geschafft, ohne mit jemandem darüber gesprochen zu haben!

Dafür haben wir heute erfahren, dass die Entscheidung eh schon getroffen wurde, auf jedem Campus einen Business Incubator zu installieren. Wir haben zu Beginn explizit danach gefragt, und da hieß es: Nein, selbstverständlich wird ein Incubator nur installiert, wenn er sinnvoll ist. Aber sie wissen ja nicht, wie man das feststellt. Also habe ich seitenlang Feasibility Studies, Business Pläne, Local Considerations, Market-Know-How und Budget Estimations beschrieben.

Da hilft nur tiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiief durchatmen und sich in Geduld üben...

Hier trotzdem ein Beweis, dass wir ab und zu was Sinnvolles tun:

Beste Nachricht des Tages: Bis morgen haben wir alle Anmerkungen eingearbeitet und können die finale Version des Dokumentes zum Übersetzen geben.

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